Die Gender-Ideologie soll ein anderes Menschenbild etablieren – Das Ergebnis: entwurzelte, manipulierbare Personen. Die Familienministerin Manuela Schwesig hat einen Gesetzentwurf zur Neuregelung des Mutterschutzes vorgelegt. Darin heißt es: „Eine Frau im Sinne dieses Gesetzes ist jede Person, die schwanger ist oder ein Kind geboren hat oder stillt, unabhängig von dem in ihrem Geburtseintrag angegebenen Geschlecht.“ Eine interessante Definition – nein, keine Definition, sondern eine Entgrenzung: Ob jemand eine Frau ist, soll „unabhängig“ sein von der Feststellung des biologischen Geschlechts, welches in der Geburtsurkunde „angegeben“ wurde. Gibt es Personen, die schwanger sind, ein Kind geboren haben oder stillen, die keine Frau sind? Können Frauen Männer sein und Männer Frauen? Als Judith Butler 1990 ihr Buch Gender Trouble – Subversion of Identity veröffentlichte, in dem sie im Titel offen sagt, was sie will, nämlich die Subversion der Identität des Menschen, hat kaum jemand für möglich gehalten, dass 25 Jahre später Gesetze beschlossen werden, welche die Bestimmung des Geschlechts zu einer subjektiven Gefühlsentscheidung des Individuums machen. So gefordert in den Yogyakarta-Prinzipien und so geschehen durch das Parlament von Norwegen am 6. Juni 2016, welches nach Dänemark, Malta und Irland das Prinzip der Gender-Selbstbestimmung einführte: Ab 16 Jahren darf man ohne medizinische Veränderungen entscheiden, ob man Mann oder Frau sein will. Was einzig und allein zählt, ist die willkürliche Entscheidung des Individuums. Aber ist dies wirklich überraschend? Seit den neunziger Jahren finden wir in den Dokumenten der EU und UN, wenn es um die Forderung neuer Rechte für Homosexuelle geht, die Buchstaben LGBT: Lesbisch, Gay, Bisexuell und Transsexuell. Der Kampf schien um Homosexualität zu gehen: Entkriminalisierung, Entpsychiatrisierung (APA 1973), Eingetragene Partnerschaft, Adoptionsrecht, künstliche Kinderproduktion durch Kauf der Bestandteile (Samen, Ei, Leihmutter) und schließlich der Triumph: Die Legalisierung der Homo-„Ehe“ durch den Supreme Court der USA am 26. Juni 2015. Immer schon waren da diese anderen beiden Buchstaben B und T mit im Paket. Alle Rechte, die für Homosexuelle erkämpft wurden, sollten von Anfang an auch für Menschen gelten, welche sich zu beiden Geschlechtern sexuell hingezogen fühlen, folglich zu einer stabilen Partnerschaft und zur Gründung einer Familie nicht in der Lage sind. Zu diesem Zweck wurde der Familienbegriff entkernt und diversifiziert, so wie die Eizellen zur genetischen Manipulation. Alle sollen angeblich ein „Menschenrecht“ auf Ehe und Kinder haben, ganz unabhängig davon, ob sie zur Schließung einer Ehe und zur Zeugung von Kindern in der Lage sind oder nicht. Nun ist die Stunde für den großen gesellschaftlichen Durchbruch des T gekommen. Nicht, dass das T untätig gewesen wäre: So hat sich das Bundesverfassungsgericht 2008 mit der Frage befasst, wie das ist, wenn ein Ehemann plötzlich entdeckt, dass er eine Frau ist, den Namen wechselt, die Kleider, sich vielleicht sogar von Körperteilen trennt – muss die Ehe, die dann zu einer gleichgeschlechtlichen „Ehe“ wird, geschieden werden? Nein, sagte das Bundesverfassungsgericht 2008, denn die Ehe ist ein schützenswertes Gut und die Scheidung für den Transsexuellen eine unzumutbare Beeinträchtigung. Zur Klärung: Transgender-Personen sind Menschen, die sich im „falschen Körper“ fühlen und durch „cross-dressing“ bis hin zu Hormonbehandlungen und operativem „gender-reassignment“ dieser Identitätsspaltung abzuhelfen versuchen. Es sind nur ein paar Tausend Menschen, die mit diesem Problem zu kämpfen haben. In der Diagnoseliste der WHO (ICD 10) wird dies bis zum heutigen Tag als psychische Störung geführt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen übereinstimmend, dass die Rate für versuchten Suizid bei Menschen mit einer Störung der Geschlechtsidentität bei über 40 Prozent liegt und durch Geschlechtsumwandlung nur selten behoben wird. Sie brauchen ärztliche Hilfe. Aber es geschieht etwas ganz anderes: Seit durch die Entscheidung des Supreme Courts die Ehe der willkürlichen Definition ausgeliefert wurde, geht die Reise ins Niemandsland der Identität mit erhöhter Geschwindigkeit weiter. Die führende Nation dieser Erde führt einen erbitterten Kampf um die Frage, ob Menschen, die von sich behaupten, ein anderes als ihr biologisches Geschlecht zu haben, die Toiletten und Umkleidekabinen des Geschlechts ihrer Wahl benutzen dürfen. Am 13. Mai 2016 verfügte die Obama-Regierung, dass Transgender-Schüler genau dies dürfen: Ein Junge behauptet, er sei ein Mädchen, und darf sich bei den Mädchen duschen. Begründung der Jusitzministerin Loretta Lynch: „Es gibt in unseren Schulen keinen Raum für Diskriminierung irgendeiner Art, auch nicht von Transgender-Schülern“. Lehrer müssen die Schüler mit dem gewünschten Namen und Pronomen anreden, ohne dafür eine medizinische Diagnose oder die Legalisierung der Namensänderung verlangen zu dürfen. Der Erlass der Regierung wird von flankierenden Maßnahmen begleitet: Einer Kampagne von Prominenten und der einhelligen Unterstützung großer Wirtschaftsunternehmen. Der November wurde zum „Transgender Awareness Month“ erklärt mit entsprechenden Aktionen in Schulen. Durch finanzielle Daumenschrauben wird der Erlass durchgesetzt: Bundeszuschüsse zum Schulwesen werden gestrichen, sollten sich Staaten oder Schulen weigern, die neuen Bestimmungen umzusetzen. Zwölf Bundesstaaten klagen gegen die präsidiale Verfügung und werfen der Regierung vor, „den Arbeitsplatz und die Erziehungsinstitutionen in Laboratorien für massive soziale Experimente verwandelt zu haben“. LGBT-Gruppen hingegen jubeln über die „bahnbrechende Richtlinien, denn sie stellen klar, dass jeder Schüler es verdient, von seinen Lehrern und Schulen fair behandelt und unterstützt zu werden.“ In der Tat verdient dies jeder Schüler, auch jene 99,99 Prozent, die ihr Geschlecht nicht verändern wollen und vor sexueller Belästigung geschützt werden müssen. Schulen kämpfen mit massiven Problemen: Aggression bis hin zum Amoklauf, Lernverweigerung, Aufsässigkeit, Disziplinlosigkeit, Sexualisierung des Schulalltags durch Pornographie und den obligatorischen Sex-Unterricht, miserable Lernerfolge: Ein hoher Prozentsatz verlässt die Pflichtschule ohne hinreichend Schreiben, Lesen und Rechnen zu können (in Deutschland 10 bis 15 Prozent). In jeder Klasse pflegt es ein paar Schüler zu geben, welche die Klasse aufmischen. Lehrer sind oft hilflos. Nun bietet sich solchen Schülern eine neue Möglichkeit: Jake behauptet, er sei jetzt ein Mädchen und verlangt, dass ihn Lehrer und Schüler mit Jacky und „she“ anreden. Wieherndes Gelächter. Der Lehrer, meistens eine Lehrerin, muss dies nun tun, andernfalls kann sie wegen Diskriminierung von diesem Schüler angezeigt werden und muss befürchten, ihren Job zu verlieren, denn die Schule muss befürchten, die Bundeszuschüsse zu verlieren. Jedes mal, wenn sie Jake mit Jacky anredet, ist dies eine Demütigung, denn sie beugt sich einem Erlass, der sie zwingt, vor den Augen der Schüler die Realität zu leugnen. Sie verliert auf diese Weise jede Autorität. Wie kann ein Lehrer Schülern noch die Unterscheidung zwischen richtig und falsch beibringen? Ist 2 plus 2 wirklich 4? Warum nimmt die Regierung Obama (pars pro toto) die Spaltung der Nation in Kauf wegen einem Problem, dass es so gut wie gar nicht gibt? Tatsache ist: Auf diese Weise kommt das Thema „freie Wahl des Geschlechts“ in die Öffentlichkeit. Es ist ja keine Kleinigkeit, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass dies ein „Recht“ und ein Ausdruck menschlicher Freiheit sei. Die Bewusstseinsmanipulation der Massen beginnt mit der nationalen Kontroverse, wird flankiert von medialen Kampagnen, erzwungen durch finanzielle Erpressung und Gefährdung der persönlichen Existenz und schließlich gesetzlich verankert. Der Toilettenstreit ist nicht die einzige Front, um ein neues Menschenbild durchzusetzen: Am 30. Juni 2016 verkündete das Pentagon, dass nach der Zulassung von Schwulen, Lesben und Bisexuellen nun auch Transgender-Personen offen im Militär dienen dürfen – mit sofortiger Wirkung! Kann irgendjemand zeigen, dass dies ein Gewinn für die Schlagkraft der Truppe der mächtigsten Nation dieser Erde ist? Das New York City Human Rights Law macht jede unterschiedliche Behandlung der Geschlechter zu einer Diskriminierung. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die gewünschte Anrede, das gewünschte Pronomen zu verwenden und z. B. beim Dresscode keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen zu machen. (Highheels und Lidschatten für alle oder für keinen!) Allein schon die Erkundigung eines Arbeitgebers, ob eine rechtliche Geschlechtsänderung vorliegt, gilt als Diskriminierung. Und wehe dem, der Unterschiede macht: Ihm drohen Strafen, welche die Existenz vernichten können: $125.000 im leichten Fall und $250.000 „wenn es sich um mutwilliges und bösartiges Verhalten“ handelt. Das eröffnet ganz neue Bewerbungschancen für Männer: Ziehen Sie ein Röckchen an und bewerben Sie sich auf Führungspositionen für Quotenfrauen! Was ist das Ziel dieses Angriffs auf die Geschlechtsidentität des Menschen? Transgender-Aktivist Ricki Wilchins sagt es offen: „Make the binary burn!“ Zerstört die Geschlechtspolarität! „Die Obsession unserer Kultur, zu unterscheiden, was ‚männlich’ und ‚weiblich’ ist, muss beendet werden, das ist unsere Erlösung!“ Man kann verstehen, dass ein Transgender-Mann dies anstrebt. Aber warum machen sich die Machteliten der Welt diese Ziele zu eigen - nationale Regierungen, allen voran die USA, Kanada, das United Kingdom, alle globalen Korporationen, die Milliarden-Stiftungen, die UN und die EU? Die US-Regierung hat zu diesem zweck den Global Equity Fund gegründet, stellt ihren Botschaften „toolkits“ und finanzielle Mittel zur Veränderung der jeweiligen Kultur zur Verfügung, knüpft Entwicklungshilfe an die Bedingung, LGBT-Rechte durchzusetzen, führt über USAID tausende von LGBT-Trainings in mehr als 30 Nationen durch, schickt Randy Berry als Sondergesandten der Regierung Obama für LGBT-Rechte um die Welt. Das UN-Human Rights Council schafft als Antwort auf die islamistischen Terrorattacke in einem Schwulenclub in Orlando die neue Position eines „unabhängigen Experten“ für LGBT-Rechte. Wozu? Was ist das Ziel? Cui bono? Wohin geht die Reise? Warum wollen die Mächtigen und Reichen einen neuen Menschen schaffen, der nicht mehr sicher ist, ob er Mann oder Frau ist? Hat der Mensch die grenzenlose Freiheit des Selbstentwurfs, oder ist dies ein satanischer Freiheitsbegriff, welcher nichts als Chaos und Zerstörung nach sich zieht? Diese Fragen werden nicht gestellt. Zum einen, weil das Bewusstsein der Massen einem Umprogrammierungsprozess unterzogen wird, bei dem die Veränderung der Sprache und der Missbrauch von Begriffen wie Freiheit, Menschenrechte und Diskriminierung eine zentrale Rolle spielt; zum anderen, weil jede Art von Widerstand – und sei er wissenschaftlich noch so gut begründet – sozialen Ausschluss, mediale Kampagnen, shitstorms, Berufsverlust bis hin zur Strafverfolgung zur Folge hat. Es geht bei der gegenwärtigen Kulturrevolution nicht um die Rechte von Minderheiten, es geht um die Abschaffung des Geschlechts als fundamentaler Matrix der menschlichen Existenz. Dies hat die Auflösung der tragenden menschlichen Beziehungen zur Folge: Ehemann und Ehefrau, Vater und Mutter, Bruder und Schwester. Es ist ein Angriff auf die Wurzel und die Voraussetzung von Familie und aller gesellschaftlichen Strukturen, die daraus erwachsen. Das Ergebnis sind entwurzelte, manipulierbare, zum Widerstand unfähige Individuen. Weil die Gender-Ideologie die Wirklichkeit leugnet, muss sie totalitär werden, und sie ist es schon: Grundlegende Menschenrechte, welche wir dem christlichen Konzept der unverletzlichen Würde des Menschen verdanken, werden ausgehöhlt und der neuen Ideologie geopfert: Religionsfreiheit, Gewissensfreiheit, das Erziehungsrecht der Eltern, Meinungsfreiheit, Redefreiheit, unternehmerische Freiheit. Raushalten kann sich niemand mehr. Jeder muss sich entscheiden, ob er sich vom Mainstream mitreißen lässt oder ob er die Wirklichkeit und die Wahrheit des Menschen verteidigt.
Die Tagespost